Wie STudierende heute wohnen wollen

Der doppelte Abiturjahrgang als Folge der Umstellung auf G8 stellt ab 2013 auch die Hochschulstandorte in NRW vor große Herausforderungen. Neben dem Bau neuer Hörsäle muss ebenfalls die soziale Infrastruktur wachsen. Auch Aachen braucht mehr Wohnraum für seine fast 60.000 Studierenden.

Von 2012 bis 2014 errichtet das Studierendenwerk zwei neue Wohnheime in Aachen und Jülich mit insgesamt 367 Plätzen. Darüber hinaus lobt das Studierendenwerk einen Architekturwettbewerb für das bisher größte Neubauprojekt, KaWo 3, aus: Im Aachener Kastanienweg am Campus Melaten soll der Parkplatz an den beiden bereits vorhandenen Wohnheimen KaWo 1 und KaWo 2 bebaut werden. Angedacht ist die Bildung einer studentisch geprägten Quartiersmitte mit Lebensmittelladen, Postfächern und Carsharing.

Die studentischen Wohnvorstellungen haben sich im Laufe der Jahrzehnte verändert. Alle drei Neubauten werden – gemäß den Bedürfnissen der heutigen Studierenden – mit überwiegend Einzelapartments geplant. Der Wunsch, in den eigenen vier Wänden und zugleich in Gemeinschaft zu leben, stellt hohe Ansprüche an die Planung. Die Anlagen brauchen nun deutlich mehr Gemeinschaftsbereiche, um die Kontakte untereinander zu fördern. Daneben kommt der Wirtschaftlichkeit eine besondere Bedeutung zu: Da die Fluktuation der Bewohner in Studierendenwohnanlagen ungleich höher ist als im herkömmlichen Wohnungsbau, soll eine Anlage entstehen, die über eine überdurchschnittliche bauliche Robustheit verfügt.

Das KaWo-3-Wettbewerbsgremium entscheidet sich zunächst für drei Siegerentwürfe aus den Einreichungen von insgesamt 26 Architektenteams; im Juni 2013 wird der Auftrag zur Planung endgültig an den Architekten Marius Puppendahl übergeben. Das Konzept bietet für mehrere Aufgabenstellungen die beste Lösung. Vier L-förmige, jeweils sechsgeschossige Baukörper mit Laubengängen sowie dazugehörige Höfe bilden einerseits jeweils einen eigenen Raum für überschaubare soziale Gruppen und fördern andererseits ein Gemeinschaftsgefühl aller Bewohnerinnen und Bewohner, da die Gebäudeteile untereinander verbunden sind. Die vier Höfe werden zur Nachbarschaft durch Flachbauten abgegrenzt, in denen die Zweiradstellplätze sowie Wertstoffhöfe untergebracht sind. Um die Wohneinheiten mit einem Maximum an Tageslicht zu versorgen, sind nahezu alle nach Osten beziehungsweise Süden ausgerichtet. Dank durchdachter Wohngrundrisse auch auf kleinem Raum werden alle Ansprüche an modernes Wohnen erfüllt.

Baubeginn: August 2015
Erstbezug: Februar 2017
Baufläche: rund 18.000 Quadratmeter
Bauform: Betonfertigteile und Fertignasszellen im Baukastensystem
Gesamtkosten: rund 32 Millionen Euro (davon 18,8 Millionen Euro aus Fördermitteln des Landes NRW)
Miete: 305 Euro inklusive aller Nebenkosten
Größe der Einzelapartments: 24 Quadratmeter

Frontbild: Daniel Fünfstück